Samstag, 30. April 2016

Rezension: Der Sterbeschlamassel von Anette Kannenberg


Der Sterbeschlamassel
von Anette Kannenberg

Band 2 der Trilogie "Das Dododilemma"
Genre: Science Fantasy

Verlag: Eigenverlag
Seitenzahl: 310
Taschenbuch: 11,90 €
ebook: 3,99 €

1. Auflage: März 2016






Klappentext

Knapp drei Monate nach dem Tod seines Vaters beschließt der junge Séamus, das Medizinstudium hinzuschmeißen, um Schriftsteller zu werden. Er zieht aufs Land in das verlassene Haus seiner Großeltern, wo er, abgeschnitten von der Außenwelt und mutterseelenallein mit sich und dem gespenstischen Charme der alten Villa, schnell Opfer seiner eigenen Fantasie wird. Doch schon bald sind es nicht mehr nur Hirngespinste, die ihn begeistert zu verfolgen scheinen.

Was wie der recht abgenutzte Beginn eines klassischen Horrorfilms klingt, entwickelt sich rasant zu einer abgefahrenen Geschichte über Geister, Energien, Dämonen und das Leben nach dem Tod. Der Sterbeschlamassel verbindet dabei auf groteske Art und Weise physikalische Spinnereien mit nicht weniger absurden esoterisch-philosophischen Ansätzen und bleibt dabei immer an der Grenze zum Vorstellbaren. Ganz im Stil seines Vorgängers, dem Mondmalheur, sind die kurzen Ausflüge in die Science Fiction eher Mittel zum Zweck als pure Absicht, so dass Raumschiffgelangweilte und Alienverweigerer genau so viel Spaß an der Geschichte haben werden wie andere Verrückte, die offensichtlich nichts dazugelernt haben und sich stattdessen auf das schon zweite Abenteuer des Dododilemmas einlassen.

Meine Meinung

Ich war ja von dem ersten Band total begeistert und hab mich extrem auf die Fortsetzung gefreut. Es ist allerdings schon eine Weile her und deshalb hat es zu Beginn auch etwas gedauert, mich wieder zurecht zu finden.

Wie die ganze Handlung aufgebaut ist, hat es mir dabei nicht ganz leicht gemacht. Der Anfang hat mich zwar neugierig gemacht, aber noch nicht wirklich durchblicken lassen, worum es hier jetzt überhaupt geht und kam mir etwas umständlich vor. Als es dann aber zur Sache ging, war man schon mitten drin und die Puzzlestückchen haben sich nach und nach zusammen gesetzt.
Séamus, der Medizinstudent wider Willen, ist noch aus dem ersten Band bekannt. Er ist der geklonte Sohn von Dr. Murray O´Connor, der schon beim Mondmalheur eine tragende Rolle gespielt hat. Séamus ist seinem "Vater" ähnlicher, als er sich eingestehen will und seine ganze Art ist eine so ungewollt komische und skurrile Persönlichkeit, die wunderbar in das Schema der Autorin passt. 
Ihm zur Seite steht Liz, seine esoterisch angehauchte Nachbarin, die gerne Karten legt oder die Zukunft auspendelt - natürlich ohne zu ahnen, welche Wellen das ganze schlagen wird.

Außer dass es in einer uns unbekannten Zukunft spielt ist der Science Fiction Anteil dieses Mal eher gering. Es geht um den Tod, das Jenseits und wie dem ganzen metaphorisch und substantiell ein Schnippchen geschlagen werden kann. Es wird zwar auch hier wieder mit einigen Fachbegriffen um sich geworfen, aber nicht mehr so viel und in einem erträglichen Maße. Allerdings hatte ich manchmal den Eindruck, nicht alles zu verstehen und dass mir einiges an Witz verloren geht.
Überhaupt ist der Schreibstil von Anette Kannenberg außergewöhnlich. Sie schafft Wort- und Satzkonstruktionen, die beim Lesen einfach nur Spaß machen und die einen komplett mit ihrem liebenswürdigen Charme und Humor einfängt. 
An einigen Stellen hat es sich ein bisschen gezogen, dafür springt sie auch gerne mal an anderer Stelle weiter, um unnötiges wegzulassen. Insgesamt ein gelungenes Konzept, bei dem ich mich nie gelangweilt habe!

Die Ideen scheinen aus einem unerschöpflichen Vorrat herauszusprudeln und ich bin total begeistert, wie hier eine wortwörtliche Brücke zwischen dem Leben und dem Tod geschlagen wurde. Doch auf jede Aktion folgt eine Reaktion und alles, was unsere alten Bekannten Murray und Wichgreve, der Gravitationsphysiker, aushecken, bleibt nicht lange unentdeckt. Damit also nicht alles wieder aus dem Ruder läuft, muss die betagte Margaret MacLeod alles daran setzen, um ein weiteres Mal die Welt vor einem großen Unglück zu bewahren! Natürlich wieder eine sehr ungewöhnliche Figur, die im letzten Band hoffentlich auch noch einen Auftritt hat.

Ein bedingt temporeiches Abenteuer, bei dem man seine Fantasie schweifen lassen, aber seinen Verstand immer dabei haben sollte. 

Fazit

Eine irrwitzige und mit viel Wortspielereien potenzierte Geschichte über das Sterbeschlamassel, das die Gesetze der Physik außer Kraft setzt und mit dem Glauben und alten Mythen auf parodistische Weise jongliert. Ein wunderbar lesenswerter zweiter Teil, der noch einiges für den Abschlussband offenlässt.

Bewertung


© Aleshanee



Über die Autorin: Anette Kannenberg wurde 1974 in Berlin geboren. Seit 2011 lebt und arbeitet sie als Schriftstellerin, freiberufliche Illustratorin und Grafikdesignerin auf der Insel Lanzarote.
Ihr Debüt "Das Mondmalheur" ist der erste von voraussichtlich drei Romanen.
Unter dem Künstlernamen "Nedde" ist sie als Illustratorin außerdem erfolgreich im Bereich Cartoon, Kinderbuch und Charakterdesign unterwegs.


1 - Das Mondmalheur
2 - Der Sterbeschlamassel
3 - ?

2 Kommentare:

  1. Hi Alex,

    ich habe dieses Buch gestern Abend beendet und ich kann deine Rezi voll und ganz unterschreiben. Anette hat einen sehr eigenwilligen und lustigen Schreibstil. Ein gemeinsamer Tag mit Ihr würde unsere Lachmuskeln bestimmt sehr strapazieren, aber unheimlich viel Spaß machen.

    Meine Rezi muss erst noch etwas reifen, bevor ich sie niederschreiben kann, aber ein Zwischenfazit von mir lautet "Eine lustige, skurille und etwas andere Geschichte über das Leben nach dem Tod & einem Humor der besonderen Art".

    Liebe Grüße,
    Uwe

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Oh ja! Das wäre bestimmt ein unvergesslicher Tag - vor allem für die Lachmuskeln :D
      Auch wenn ich keine ganzen 5 Sterne vergeben hab, ist es ein sehr lesenswertes Buch wie ich finde und ich freu mich echt schon sehr auf das, was ihr für den letzten Band so alles einfällt :D

      Löschen

Ich würde mich über dein Feedback zu meinem Beitrag freuen! Ich beantworte die Kommentare immer direkt hier oder schreibe dir gerne auf deinem Blog zurück :)

Die zitierten Cover und Bilder sind Eigentum des jeweiligen Verlags bzw. Schriftstellers bzw. sonstigen Rechteinhabers und dienen nur zur Veranschaulichung. Bildquellen sind die jeweiligen Verlage, goodreads.com und pixabay.com